Gründungsviertel Lübeck // Anerkennung, offener Wettbewerb (europaweit)

Wettbewerbsaufgabe

„Der Neuaufbau des Lübecker „Gründungsviertels“ ist eines der herausragenden und anspruchsvollsten Projekte im UNESCO-Welterbe Lübecker Altstadt. Auf dem Areal des im 2. Weltkrieg stark zerstörten ältesten Kaufmannsviertels der Altstadt zwischen Marienkirche und Trave soll bis 2020 auf 39 Grundstücksparzellen unterschiedlichster Größe ein zukunftsweisendes, lebendiges Quartier mit individuellem Wohnen und Arbeiten entstehen. In seiner Parzellenstruktur und Dichte, der Aufnahme der Baufluchten, einer Bebauung mit giebelständigen Stadthäusern und einer gemischten Nutzung soll sich das neue Gründungsviertel-Quartier wieder an dem historischen Vorbild orientieren. Für die Hansestadt Lübeck eröffnet sich die einmalige Chance, dem Gründungsviertel die Identität wieder zu geben, die ihm im historischen Kontext der Altstadt gebührt. Mit dem Neubau von bis zu 170 Wohnungen und Läden oder Büros in Teilen der Erdgeschosse auf einer Bruttogeschossfläche von insgesamt bis zu 22.000 m² soll hier wieder urbanes Leben zurück gewonnen werden.“ (Auszug aus Auslobungstext)

Erläuterungsbericht

Entwurf:
Der Entwurf stellt drei beispielhafte Gebäude vor, die sich gestalterisch selbstverständlich in die Reihe der existierenden historischen Bauten auf der Lübecker Stadtinsel einfügen. Die Fassaden bilden in sich eine harmonische Einheit und bieten gleichzeitig eine Vielfalt in den Variationen ihrer Gestaltungsmerkmale. Hierfür wurden die typologischen Gestaltungsprinzipien der historischen Gebäude untersucht und in eine zeitgemäße und zeitlose Formensprache übersetzt.

Materialität und Fassadengliederung:
Mauerwerk aus handgefertigten Ziegeln im Langformat in Haus I und II und geschlämmtes Ziegelmauerwerk in Haus III stellen verschiedene Fassadenoberflächen vor. Die Farbgebung der Giebelhäuser orientiert sich an harmonischen Naturtönen von Braunrot bis Hellocker. Die Erdgeschosszonen sind durch die Betonung der 4,50-m-Linie hervorgehoben, mit bodentiefen Ladenfassaden in Haus I und großen Dielenfenstern im EG der Wohnhäuser. Die Eingänge sind dem historischen Charakter entsprechend überhöht. In den Mittelzonen herrschen typische, nach außen aufschlagende, zweiflügelige Fenster vor, die sich je Haus in Ihrer Leibungsausführung unterscheiden. In Haus I und III akzentuieren zweigeschossige Räume die Fassaden. Die Dachgeschosszonen aller Häuser sind durch die prägnante Ausformung der Giebeldreiecke klar ablesbar. Das Material Sandstein wird zur Betonung von Leibungen, Lisenen oder Giebelabschlüssen eingesetzt. In Haus III bilden Faltklappläden den Sonnenschutz dieser Südfassade. So entstehen fein profilierte, schlichte Gebäudekörper, die in Ihrer Detailausbildung die Eigenständigkeit betonen, in Ihrer Grundform sich aber dem Ganzen behutsam einfügen.

Funktionalität/ Nutzungen:
Die Giebelhäuser ermöglichen eine Bandbreite an Wohnnutzungen, vom Studio über die klassische 3-Zimmer- oder Maisonette-Wohnung bis zum Stadthaus. An der Hofseite sind Loggien als Außenbereiche vorgesehen. Gewerbe ist im EG von Haus I geplant. Die Erschließung wird in die Mittelzonen gelegt, um die natürlichen Belichtungsflächen den Raumnutzungen vorzubehalten.